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Hintergrund: Auch bei sorgsamsten Umgang mit Giftschlangen können Bißunfälle geschehen, beruhigend ist, daß es meistens den Besitzer selbst trifft ("Natürliche Auslese"). Trotzdem werden immer wieder auch Dritte gebissen.

Merke: Niemals unter Drogen oder Alkoholeinfluß mit Giftschlangen hantieren, niemals unter Hektik und Zeitdruck im Terrarium arbeiten, und last but not least, für Kinder und alte Menschen, sowie chronisch Kranke kann jeder Biß eine tödliche Bedrohung sein.

Behandlung von Giftschlangenbissen der Crotalinae-Gruppe:

(mit Einschränkungen Geltung auch für andere Giftschlangen)

Allgemein: In den USA werden jährlich 4000-7000 Bißunfälle mit Giftschlangen gemeldet, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Das Opfer ist statistisch gesehen männlich, weiß und zwischen 18-28 Jahren alt, oft angetrunken, die wenigsten wissen welche Schlange sie gebissen hat. Dank der guten medizinischen Versorgung und den Erfahrungen der Ärzte mit Giftschlangenbissen sind etwa 4 - 17 Todesfälle pro Jahr zu beklagen.

Wenn ein privater Giftschlangenhalter in Deutschland gebissen wird, hat er den Vorteil, dass er fast ! immer weiß welche Schlangenart es war und den Nachteil, dass in Deutschland fast kein Krankenhausarzt Erfahrungen in der Behandlung von Giftschlangenbissen hat, also unbedingt dem behandelnden Arzt sagen, er soll sich mit mit dem Giftnotruf München,Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik,  rechts der Isar der Technischen Universität München, Ismaninger Straße 22, 81675 München, Tel. 089/19240, Fax 089/41402467in Verbindung  setzen.

Kleines Biochemie 1x1 des Vipern / Grubenottern-Giftes:

Das Gift wirkt hauptsächlich zellschädigend (Muskulatur und innere Organe) und beeinflusst die Blutgerinnung, neurotoxische Anteile (Nervengifte), wie etwa bei Giftnattern (Kobra und Mambas) sind nur bei einigen wenigen Klapperschlangenarten zu finden. 

Sonderfälle mit neurotoxischen Anteilen: Crotalus durrissus ssp., Crotalus vegrandis, sowie Crotalus scutulatus scutulatus und einige Populationen von Crotalus viridis helleri aus Südkalifornien mit dem Mojave-Toxin A, desweiteren Crotalus viridis concolor aus Utah, Crotalus viridis caliginis (Coronado Iland) und Crotalus tigris, bestimmte Populationen von Crotalus lepidus ssp. und eventuell noch andere montane Formen!

Enzymatische Inhaltsstoffe sind zum Beispiel: 

-Phospholipase A2, Phosphomonestherase; - esterolytischer Effekt an den Erythrozyten, Muskelnekrosen
- proteolytische Enzyme, Kollagenasen und Hyaluronidasen, RN- und DN-ase, 5 Nukleoidase, - beschleunigen die subkutane Ausbreitung des Gifts;
-gerinnungsaktive Enzyme( z.B. thrombinähnliche Enzyme) - Enzyme, die die intravasale Gerinnungskette entweder blockieren oder auslösen, Verbrauchskoagulopathien (schwere Blutgerinnungsstörungen) mit Verbrauch von Gerinnungsfaktoren, besonders Fibrinogen, Faktor 5, Faktor 8 und Blutplättchen (Thrombozyten) sind nicht selten bei schweren Vergiftungen durch Schlangen, Schwere und Folgen sind von der Schlangenart abhängig.

Was kann man tun, wenn man gebissen wird:

Keep cool, bringt Dich schon nicht um (Todesangst sorgt für eine schnellere Verteilung des Gifts)!!!!

Gebissene Gliedmaße ruhig halten (Armschlinge, Schienung), Ringe, Armbanduhr, Kettchen etc. sofort abnehmen, ruhig hinlegen! SEHR WICHTIG!!!

Das Anlegen einer venösen Stauungsbinde und das Aufschneiden der Bissstellen ist kontraindiziert (ausser vieleicht im Dschungel, 100 Meilen vom nächsten Krankenhaus entfernt und man hat nur einen Gürtel und ein Messer).

Das Anlegen einer venösen Kompressionsbandage ist bei Klapperschlangen ( sehr schnelle und enorme Weichteilschwellung) kontraindiziert (ausser vieleicht im Dschungel....siehe oben)

Die venöse Kompressionsbandage ist effektiv bei Schlangenbissen, die durch eine sehr schnelle systemische Giftwirkung (Neurotoxine), ohne grosse lokale Wirkung, das Leben des Opfers schon in kürzester Zeit gefährden z.B. Mambas, Kapkobra, Taipan etc.. Bei Klapperschlangen hat man, ausser im anaphylaktischen Schock, genug Zeit. Abnahme der Binde nur im Krankenhaus -(Notfallmassnahmen) - da es danach zum plötzlichen Anfluten des Gifts kommen kann.

112 wählen, ab ins Krankenhaus, Liegendtransport!

Fragen die der Arzt stellen sollte:
Art und Größe der Schlange?
Wann gebissen?
Wann setzte der Schmerz und die Schwellung ein?
Frage nach systemischen Anzeichen- Nausea, Erbrechen, Synkope, Schwierigkeiten beim Atmen? Schon mal gebissen worden?
Schon mal Antivenin bekommen?
Medikamentenallergie vorhanden?
Welche Erkrankungen liegen noch vor, z.B. Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Lungenerkrankungen?
Welche Medikamente nimmt das Opfer, besonders Aspirin, Marcumar oder Beta-Blocker?

Körperliche Untersuchung:

normale Routine, mit besonderem Augenmerk auf-
Kreislaufsituation, Atmung!

Wie sieht die Bißstelle aus?
Oedem - mit Bullae, mit Erythem? Es hat nach 6-12h sein Maximum erreicht, fängt aber schon 5-10min nach dem Biß an.
Ausbreitung des Oedems mit Edding markieren, in 10min noch mal schauen!
Liegt eine Hypotension vor?
Petechien, Epistaxis, Haemoptysis?


Die Aufnahme des Patienten auf eine internistische Intensivstation ist nach einem Giftschlangenbiss obligat - ein besonders schwieriger Verlauf ist bei folgenden Arten zu erwarten:

Crotalus scutulatus ssp. +Neurotoxin
Crotalus durissus ssp. +Neurotoxin
Crotalus vegrandis +Neurotoxin
Crotalus viridis helleri (Kalifornien) +Neurotoxin
Crotalus tigris +Neurotoxin
Crotalus viridis caliginis +Neurotoxin
Crotalus viridis concolor +Neurotoxin
Crotalus adamanteus (adult) +Giftmenge
Crotalus atrox (adult) +Giftmenge
Crotalus basiliscus (adult) +Giftmenge
Crotalus ruber ssp.(adult) +Giftmenge
Crotalus horridus ssp.(adult) +Giftmenge

Bisse durch Jungtiere/ Babies aller Arten sind definitiv "weniger gefährlich" - die Dosis macht das Gift - gegensätzliche Aussagen in alten Lehrbüchern sind eindeutig widerlegt.

Auch bei erheblichen Schwellungen mit Einblutungen ist ein Kompartmentsyndrom nach Giftschlangenbissen eher selten, a.g. der häufig auftretenden Gerinnungs- und Schrankenstörungen stellt die chirurgische Kompartmentspaltung ein schwer kakulierbares Risiko dar und sollte nur als "Ultima ratio" in Erwägung gezogen werden

Labor:

E-lyte + Diff-Blutbild
Blutgruppe+Kreuzblut
Gerinnung mit - TZ/Quick/aPTT, Fibrinogen und split-products
Urinstatus - suche nach Myoglobin
arterielle BGA bei Patienten mit systemischen Anzeichen

DIC - durch Einschwemmung von Prothrombinaktivatoren (Schlangengift):

Thrombozyten erniedrigt
PTT-Zeit erhöht
Quick-Wert erniedrigt
AT III erniedrigt
Fibrinogen erniedrigt
Fibrinmonomere ++
split-products (-) bzw. bei sek. Fibrinolyse +

Staging der Vergiftung:

leichte Vergiftung - lokaler Schmerz,Oedem < 25cm,Ekchymosen, keine systemischen Zeichen, normales Labor!

mittlere Vergiftung - starker lokaler Schmerz, großes Oedem auf gebissene Extremität beschränkt, Ekchymosen, Nausea, Erbrechen, verändertes Labor (Haemokrit und Thrombos leicht gefallen).

schwere Vergiftung - Verwirrtheit, Schock, generalisierte Petechien, Ekchymosis, Hämoptysis, Hypotension, Hypoperfusion, renale Dysfunktion,aPTT+Quick verändert, so wie alle anderen Werte die auf eine Verbrauchskoagulopathie hinweisen!

Die Schmerzen bei einer mittleren bis schweren Vergiftung sind "vernichtend" ,an eine suffiziente Analgesie denken!

Medikamente:

Antivenin:

Wyeth CrotalidaeTM, polyvalent  Link zu Wyeth-Pharma, Deutschland

oder besser:

CroFabTM (Crotalidae Polyvalent Immune Fab -- Ovine) Link zu Savage Laboratories, Hersteller von CroFab

Dosis/Erwachsener:

im leichten Vergiftungsfall nichts,

im mittleren Vergiftungsfall, 6-10 Ampullen in jeweils 10ml 0,9% NaCl auflösen, Gesamtmenge des Antivenins auf 1:2 bzw. 1:4 verdünnen und dann als Infusion i.v. mit 1ml/min über 10min, falls keine allergischen Reaktionen auftreten, den Rest schneller infundieren.

in schweren Vergiftungsfällen >25 Ampullen (Gesamtdosis)

Es hat sich bewährt eine Antihistaminikakombination - H1/ H2- i.v. vor der Serum-Behandlung zu verabreichen! (z.B. 0,1mg/kg Kgw Fenistil+ 5mg/kg Kgw Cimetidin)

Cortison: zur Verhinderung von allergischen Spätreaktionen (Serumkrankheit) und einer eventuell günstigen Beeinflussung der Weichteiloedeme.

Antibiotika ( prophylaktische Gabe ist umstritten):

Ceftriaxon (Rocephin)

Dosis: 1-2 g über 12-24 Stunden , 75mg/kg/d

Tetanusprophylaxe:

zwar haben Schlangen keine Clostridium tetani im Maul, aber sicher ist sicher.

 

für Anregungen und Ergänzungen bin ich dankbar  

 

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